„Unsere Mission geht weiter!“ – trotz härterer Kriegsbedingungen

Alarm-Statistik Apri
Im sicherem Keller

Unsere letzte planmäßige Videokonferenz mit Vika musste ausfallen, da eine Militärdrohne direkt bis zum Haus eines Helfers des MK geflogen war und dort auf der Schwelle der Haustür liegenblieb – Gott sei Dank, ein Blindgänger.. Alle waren in heller Aufregung, bis die Evakuierungen abgeschlossen waren und die Drohne an eine sichere Stelle verbracht und entschärft werden konnte.

Die Bedingungen in Dnipro werden immer schwieriger: Im April gab´s in Dnipro 177 Raketenalarme. jeden Tag mindestens einen, insgesamt 30 Einschläge. Der Beschuss nimmt zu, und die Menschen müssen sich mit der Ausweitung des Krieges an eine neure Realität gewöhnen. Seit über einer Woche gibt`s abends und nachts keinen Strom. (Glücklich, wer sich eine Solaranlage mit ausreichendem Akku bauen konnte..)

Und dennoch konnten uns die Martin-Klubler über neue Erfolge in ihrer Arbeit schreiben:

Der MK schult neue Sozialarbeiter

Sie haben 3 neue Räumlichkeiten zur Arbeit mit Kindern gefunden – sicher, in Bunkern.

Und für das Pink-Panama-Projekt für Unterricht und aktive Beschäftigung mit Kindern wurde endlich ein neuer Sponsor gefunden, sogar für ein ganzes Jahr! (Wie gut, dass das Projekt mit unserer Hilfe ein paar Monate zwischenfinanziert und die pädagogischen Kräfte gehalten werden konnten!!) ,

Da Pink Panama an eine andere Stelle zieht, erhöht sich unter Einrechnung der 3 neuen Bunker-Räume und von Rukavitschka die Anzahl der Orte für Kinder auf 8!! -> Unsere Mission geht weiter!“ schreibt Vika.

Das von der UNFPA finanzierte Projekt zur Arbeit mit Teenagern und Jugendlichen läuft sehr erfolgreich. Es konnten 10 junge Aktivisten gewonnen werden, welche durch MK-Mitarbeiter darauf vorbereitet werden, ihrerseits weitere junge Menschen zu gewinnen und für Hilfeleistungen in ihren Dörfern auszubilden.

Die seit über 20 Jahren für den Martin-Klub arbeitenden Sveta und Olga fahren jetzt zusätzlich in Nachbarorte von Dnipro, um dort kinderreiche Familien aufzusuchen. Sie haben dringend benötigte Lebensmittel dabei und beraten an Ort und Stelle, wie medizinische und juristische Probleme dieser Familien gelöst werden können. (Ihr Auto trägt unter dem Martin-Klub-Logo die Aufschrift „HILFE – Wärme und Fürsorge für Kinder in Not“.)

Wie unsere Spenden 2023 in Dnipro halfen – 3 Schicksale

Als Olga Ende 2022 aus der russischen Gefangenschaft entlassen wurde, ging es ihr sowohl körperlich als auch psychisch sehr schlecht. Sie erzählte, wie sie in der Gefangenschaft misshandelt worden war: Man zog sie aus, übergoss sie mit kaltem Wasser, schlug ihr auf die Nieren, gab ihr nur sehr wenig zu essen. Sie konnte nicht schlafen, weil in jedem Bett 2 oder 3 Frauen lagen.

Nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft lebten Olga und ihre Kinder 1,5 Monate lang in unserem Rukavitschka. Sie erhielten während des gesamten Aufenthaltes Lebensmittel, Waschmittel und Kleidung. (Nach ihrer Ankunft in Dnipro brauchten sie buchstäblich alles, da ihr Haus zerstört worden war.)

Seit fast sechs Monaten hat Olga Bauchschmerzen, aber sie fand nicht die Kraft, zum Arzt zu gehen. Sie hatte Angst vor Berührungen, eine Untersuchung durch eine Ärztin löste bei ihr eine Panikattacke aus, weil sie in russischer Gefangenschaft monatlich von einer Ärztin mit besonderer Grausamkeit untersucht wurde, ihrer Meinung nach Vergewaltigung mit medizinischen Instrumenten.

Wir haben Olga angeboten, sie zum Arzt zu begleiten. Zunächst wurde beschlossen, dass sie den Arzt kennenlernt. Und danach stimmte Olga einer Untersuchung zu, so dass ihr noch am selben Tag eine Behandlung verordnet werden konnte. Wir halfen ihr beim Kauf von Medikamenten – und die Behandlung lief an. Olga fühlt sich bereits viel besser, wurde ruhiger und begann, uns wegen psychologischer Hilfe anzusprechen, um ihre traumatischen Ereignisse zu überstehen und wieder ein qualitativ hochwertigeres Leben führen zu können, soweit es die jetzigen Kriegsbedingungen zulassen.

Betreuung von Kriegs-Waisen, Vermittlung in neue Familien

Es wurden auch 3 Brüder in Rukavitschka aufgenommen, deren Eltern in der Stadt Bakhmut umgekommen waren. Die Jungs waren dort zunächst in der Obhut des alten Großvaters geblieben. Dieser weigerte sich dann jedoch, aus Bakhmut zu fliehen, schickte aber die Kinder weg von den Feindseligkeiten.

Die Hilfe für die Jungs in Rukavitschka dauerte fast ein Jahr. Für die Jüngeren fanden wir eine Pflegefamilie, und wir halfen dem Älteren, eine Arbeit zu finden. Wir konnten ihn auch in einer Unterkunft für Vertriebene in der Stadt unterbringen, damit er leichter zur Arbeit kommen konnte.

(Anmerkung von Julenka: Die Unterkunft für den ältesten Bruder ist ein Haus aus dem Handicap-Projekt, welches wir 2022 initiiert und finanziert hatten und das anschließend von Wostok SOS weitergeführt wurde.)

Fluchthilfe für Obdachlose nach Staudamm-Bruch

Eine Mutter und ihr Kind verließen die Region Cherson, nachdem der Staudamm gesprengt worden war.

Ihr Haus und ihr Hab und Gut wurden zerstört und überflutet, der Vater war im Krieg.

Die Familie lebte drei Monate lang mit voller Unterstützung in Rukavitschka und wurde dann mit unserer Hilfe nach Polen evakuiert.

teilweise übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

Wie hilft der Julenka e.V. im Donezker Gebiet?

Seit 2011 unterstützt der Julenka e.V. ein kleines Kinderdorf im Donezker Gebiet (genaueres dürfen wir nicht schreiben, das wäre für die Dortigen zu gefährlich). Im Krieg 2014 sind nahezu alle Kinder und Mütter mit den in den Häusern tätigen Mitarbeitern des Martin-Klubs nach Dnipro geflohen. Eine Mitarbeiterin ist geblieben. Sie hat dafür gesorgt, dass das Hauptanwesen bis heute vor Vandalismus geschützt wurde und so weiterhin für Hilfsleistungen (nun kleinerer Natur) für Bedürftige zur Verfügung steht. Für durchreisende Flüchtlinge war es zu Kriegsbeginn 2022 eine unschätzbare Hilfe. Aktuell bietet das Haus einer schwer kranken Mutter und drei Kindern ein Dach über dem Kopf.

Gelder gingen dorthin seit 2014 nur noch vom Julenka e.V., alle vorherigen Zuflüsse sind weggefallen.

2022 war es eine große Belastung, dass Nachrichten nur noch mit mehrmonatigen Abständen ankamen und wir keine Möglichkeit eines Geldtransfers nach Donezk hatten. Im Dezember endlich fanden wir einen Umweg über Litauen dorthin, mit nie mehr als 400€ auf einmal. Der mehrstündige Weg zur persönliche Übergabe des Geldes ist dann stets schwierig und gefährlich und der Zeitpunkt muss gut überlegt sein.

Im April ist eine Rakete auf der Straße eingeschlagen. Olga schrieb uns: „Eine große Granate ist in unserem Dorf explodiert und hat die Häuser in unserer Straße beschädigt. Zum Glück stand unser Haus am Anfang der Straße und hat am wenigsten abbekommen. Nur zwei Fenster wurden herausgeschlagen, der Schornstein ist gebrochen und die Türen waren leicht beschädigt. Es war sehr gut, dass ich Geld für Kohle beiseite gelegt hatte, und wir haben es genutzt, um schnell die Fenster zu bestellen. Heute sind wir glücklich, die Fenster sind geliefert worden. Wir warten jetzt auf einen Handwerker, der sie einbaut. Dank Ihrer Sorge sind wir wieder gerettet.“

Ende April gab es nach ewigen Zeiten einen ruhigen Tag und wir konnten telefonieren. Olga berichtete von den Auswirkungen der Rakete, dem 8m-Trichter auf der Straße, dass die Fenster eingesetzt sind, der Schornstein repariert und das Dach notdürftig abgedichtet ist. Ihre uns gut bekannte Nachbarin Baba Tanja, die den Kindern früher immer Milch brachte, hat in ihrem eigenen Haus große Zerstörungen. Sie kommt immer mal zum Aufwärmen und wenn sie Wasser braucht, ansonsten hat sie die Einladung, vorübergehend im Kinderdorf zu wohnen, ausgeschlagen, denn sie bewacht lieber ihr Haus und hat nun wieder ein Zimmer irgendwie bewohnbar gemacht.

Rukavitschka – ist wieder für Kinder da!!

Nachdem die Kinder und Mütter aus dem in der Nähe von Dnipro gelegenen kleinen Kinderdorf Rukavitschka (= Fäustling, weil sie hier behütet werden) im April 2022 in den sichereren Westen der Ukraine evakuiert wurden, diente das Anwesen Flüchtlingen für 1-2 Nächte als Zwischenquartier, als Ort zum kurzen Verschnaufen vor dem weiteren Weg. Und Kinder vergaßen alles rundherum und konnten spielen.. Mitarbeiter und Freunde des Martin-Klubs waren Stütze und Hilfe vor Ort.

Im Februar 2023 wurden erstmals wieder Kinder mit ihren Müttern für längere Zeit aufgenommen – und was wir noch nie gehört hatten: in 2 Fällen mit ihren Omas. Auch damit wird der Krieg fühlbarer – Kinder verlieren ihre Mütter..

Vika, die Leiterin des Martin-Klubs schrieb uns dazu:

In diesem Jahr verbrachten 15 Personen den Winter in Rukavitschka. Wie alle anderen in der Ukraine überlebten wir gemeinsam den Stromausfall und dankten einmal mehr Gott und unseren deutschen Partnern Julenka e.V. für den Ofen und die Möglichkeit, das Haus zu heizen. Gemeinsam fürchteten wir um unsere Lieben, kümmerten uns um die Kinder und trauerten um die Toten, tote Mütter und Töchter. Wie alle Ukrainer verstehen wir nicht, wie das sein kann. Am meisten machten wir uns Sorgen darüber, dass Rukavitschka und einige von uns am linken Ufer des Dnipro leben und das Büro und einige von uns am rechten Ufer, und wenn wir nicht mehr in der Lage sind, uns gegenseitig zu erreichen, verlieren wir die Möglichkeit unseren Plan B umzusetzen: die Evakuierung.

Zu Beginn des Winters kamen wir, wie alle anderen zu dieser Zeit, zur Besinnung und gewöhnten uns fast an die Sirenen und Raketenangriffe. Wir hielten das zwar nicht für gesund und normal, aber welche Wahl hatten wir alle? Wir lernten, keine Angst zu haben, um zu überleben, kauften zusätzliche Kerzen, Laternen, Konserven und Decken.

Aber wir haben den Winter überlebt. Und jetzt bereiten wir den Sommerspielplatz vor. Wir werden den Pavillon fliesen und auch wieder das Sommerhaus nutzen. Außerdem planen wir Sport, die Wiedereröffnung der Bäckerei und bieten Hilfskurse an. Denn der Krieg findet während des Lebens unserer Kinder statt, und sie werden keine andere Kindheit haben.

Martin-Klub auf der Flucht

(15. Juni) Dramatische Entwicklung bei unseren Freunden vom Martin-Klub. Sie haben ihr Kinderdorf  teilweise verlassen. Hier die Nachricht der Leiterin:

„Guten Tag liebe Freunde,

Möchte Euch mitteilen, dass unsere Familien und unser Kinderdorf nach Dnepropetrovsk evakuiert wurden. Wir mieteten dort ein Haus und wohnen dort – unsere Sveta, Ira und Natascha mit Kindern, insgesamt sind wir 18. Noch eine Familie, Mutter mit 3 Kindern, blieb im Dorf, wo Olga ist, die nicht weg kann, da ihre Verwandten dagegen sind. Larissa blieb ebenso und gibt Verpflegungsrationen an Familien aus. Wir verblieben so, dass die Politik unsere Hilfe für die Leute nicht beeinflusst, soweit das möglich ist. Familien, die irgendwann einmal im MARTIN waren, helfen wir in Gebiete, die kriegsfrei sind, auszureisen.

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