Der Martinklub ist in Dnipro und seinem Umland in verschiedenen Aufgabenfeldern unterwegs. Vika berichtete uns Ende des Jahres beispielhaft aus einigen:
Kriegsopfer-Betreuung, Vermittlung medizinischer Versorgung, Psychologische Hilfe:
Olga (34) und ihre Kinder (6 und 10) hatten sich nach Kriegsbeginn in Mariopol in einem Krankenhaus versteckt, wo Olga Essen zubereitete, für alle, die dort behandelt wurden, für Zivilisten, aber auch für Angehörige des Militärs. Deshalb wurde sie im März 2022 vom russischen Militär gefangen genommen. (Die Kinder lebten während der Zeit, in der ihre Mutter in Gefangenschaft war, bei Nachbarn, die sie aus der besetzten Zone herausholten.)
Als Olga Ende 2022 aus der russischen Gefangenschaft entlassen wurde, ging es ihr sowohl körperlich als auch psychisch sehr schlecht. Sie erzählte, wie sie in der Gefangenschaft misshandelt worden war: Man zog sie aus, übergoss sie mit kaltem Wasser, schlug ihr auf die Nieren, gab ihr nur sehr wenig zu essen. Sie konnte nicht schlafen, weil in jedem Bett 2 oder 3 Frauen lagen.
Nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft lebten Olga und ihre Kinder 1,5 Monate lang in unserem Rukavitschka. Sie erhielten während des gesamten Aufenthaltes Lebensmittel, Waschmittel und Kleidung. (Nach ihrer Ankunft in Dnipro brauchten sie buchstäblich alles, da ihr Haus zerstört worden war.)
Seit fast sechs Monaten hat Olga Bauchschmerzen, aber sie fand nicht die Kraft, zum Arzt zu gehen. Sie hatte Angst vor Berührungen, eine Untersuchung durch eine Ärztin löste bei ihr eine Panikattacke aus, weil sie in russischer Gefangenschaft monatlich von einer Ärztin mit besonderer Grausamkeit untersucht wurde, ihrer Meinung nach Vergewaltigung mit medizinischen Instrumenten.
Wir haben Olga angeboten, sie zum Arzt zu begleiten. Zunächst wurde beschlossen, dass sie den Arzt kennenlernt. Und danach stimmte Olga einer Untersuchung zu, so dass ihr noch am selben Tag eine Behandlung verordnet werden konnte. Wir halfen ihr beim Kauf von Medikamenten – und die Behandlung lief an. Olga fühlt sich bereits viel besser, wurde ruhiger und begann, uns wegen psychologischer Hilfe anzusprechen, um ihre traumatischen Ereignisse zu überstehen und wieder ein qualitativ hochwertigeres Leben führen zu können, soweit es die jetzigen Kriegsbedingungen zulassen.
Betreuung von Kriegs-Waisen, Vermittlung in neue Familien
Es wurden auch 3 Brüder in Rukavitschka aufgenommen, deren Eltern in der Stadt Bakhmut umgekommen waren. Die Jungs waren dort zunächst in der Obhut des alten Großvaters geblieben. Dieser weigerte sich dann jedoch, aus Bakhmut zu fliehen, schickte aber die Kinder weg von den Feindseligkeiten.
Die Hilfe für die Jungs in Rukavitschka dauerte fast ein Jahr. Für die Jüngeren fanden wir eine Pflegefamilie, und wir halfen dem Älteren, eine Arbeit zu finden. Wir konnten ihn auch in einer Unterkunft für Vertriebene in der Stadt unterbringen, damit er leichter zur Arbeit kommen konnte.
(Anmerkung von Julenka: Die Unterkunft für den ältesten Bruder ist ein Haus aus dem Handicap-Projekt, welches wir 2022 initiiert und finanziert hatten und das anschließend von Wostok SOS weitergeführt wurde.)
Fluchthilfe für Obdachlose nach Staudamm-Bruch