Krieg in Zahlen – in Dnipro – von Menschen vor Ort

Gestern schrieb ich den vorigen Artikel, nutzte Zahlen über Raketen-Alarme vom Telefonat Ende April, fragte Vika nach aktuellen im Bereich von Dnipro.

Und hier sind sie, die Zahlen vom Mai – völlig unerwartet: Der Krieg aus statistischer Sicht betrachtet, von ungedachten Seiten… Die moderne Medientechnik hat alles griffbereit auf dem Handy – und die Menschen vor Ort erleben ihn -> täglich, zu allen Tageszeiten, wie auch immer der Mond scheint… 227x im Mai -> Alarm

„Unsere Mission geht weiter!“ – trotz härterer Kriegsbedingungen

Alarm-Statistik Apri
Im sicherem Keller

Unsere letzte planmäßige Videokonferenz mit Vika musste ausfallen, da eine Militärdrohne direkt bis zum Haus eines Helfers des MK geflogen war und dort auf der Schwelle der Haustür liegenblieb – Gott sei Dank, ein Blindgänger.. Alle waren in heller Aufregung, bis die Evakuierungen abgeschlossen waren und die Drohne an eine sichere Stelle verbracht und entschärft werden konnte.

Die Bedingungen in Dnipro werden immer schwieriger: Im April gab´s in Dnipro 177 Raketenalarme. jeden Tag mindestens einen, insgesamt 30 Einschläge. Der Beschuss nimmt zu, und die Menschen müssen sich mit der Ausweitung des Krieges an eine neure Realität gewöhnen. Seit über einer Woche gibt`s abends und nachts keinen Strom. (Glücklich, wer sich eine Solaranlage mit ausreichendem Akku bauen konnte..)

Und dennoch konnten uns die Martin-Klubler über neue Erfolge in ihrer Arbeit schreiben:

Der MK schult neue Sozialarbeiter

Sie haben 3 neue Räumlichkeiten zur Arbeit mit Kindern gefunden – sicher, in Bunkern.

Und für das Pink-Panama-Projekt für Unterricht und aktive Beschäftigung mit Kindern wurde endlich ein neuer Sponsor gefunden, sogar für ein ganzes Jahr! (Wie gut, dass das Projekt mit unserer Hilfe ein paar Monate zwischenfinanziert und die pädagogischen Kräfte gehalten werden konnten!!) ,

Da Pink Panama an eine andere Stelle zieht, erhöht sich unter Einrechnung der 3 neuen Bunker-Räume und von Rukavitschka die Anzahl der Orte für Kinder auf 8!! -> Unsere Mission geht weiter!“ schreibt Vika.

Das von der UNFPA finanzierte Projekt zur Arbeit mit Teenagern und Jugendlichen läuft sehr erfolgreich. Es konnten 10 junge Aktivisten gewonnen werden, welche durch MK-Mitarbeiter darauf vorbereitet werden, ihrerseits weitere junge Menschen zu gewinnen und für Hilfeleistungen in ihren Dörfern auszubilden.

Die seit über 20 Jahren für den Martin-Klub arbeitenden Sveta und Olga fahren jetzt zusätzlich in Nachbarorte von Dnipro, um dort kinderreiche Familien aufzusuchen. Sie haben dringend benötigte Lebensmittel dabei und beraten an Ort und Stelle, wie medizinische und juristische Probleme dieser Familien gelöst werden können. (Ihr Auto trägt unter dem Martin-Klub-Logo die Aufschrift „HILFE – Wärme und Fürsorge für Kinder in Not“.)

Wie unsere Spenden 2023 in Dnipro halfen – 3 Schicksale

Als Olga Ende 2022 aus der russischen Gefangenschaft entlassen wurde, ging es ihr sowohl körperlich als auch psychisch sehr schlecht. Sie erzählte, wie sie in der Gefangenschaft misshandelt worden war: Man zog sie aus, übergoss sie mit kaltem Wasser, schlug ihr auf die Nieren, gab ihr nur sehr wenig zu essen. Sie konnte nicht schlafen, weil in jedem Bett 2 oder 3 Frauen lagen.

Nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft lebten Olga und ihre Kinder 1,5 Monate lang in unserem Rukavitschka. Sie erhielten während des gesamten Aufenthaltes Lebensmittel, Waschmittel und Kleidung. (Nach ihrer Ankunft in Dnipro brauchten sie buchstäblich alles, da ihr Haus zerstört worden war.)

Seit fast sechs Monaten hat Olga Bauchschmerzen, aber sie fand nicht die Kraft, zum Arzt zu gehen. Sie hatte Angst vor Berührungen, eine Untersuchung durch eine Ärztin löste bei ihr eine Panikattacke aus, weil sie in russischer Gefangenschaft monatlich von einer Ärztin mit besonderer Grausamkeit untersucht wurde, ihrer Meinung nach Vergewaltigung mit medizinischen Instrumenten.

Wir haben Olga angeboten, sie zum Arzt zu begleiten. Zunächst wurde beschlossen, dass sie den Arzt kennenlernt. Und danach stimmte Olga einer Untersuchung zu, so dass ihr noch am selben Tag eine Behandlung verordnet werden konnte. Wir halfen ihr beim Kauf von Medikamenten – und die Behandlung lief an. Olga fühlt sich bereits viel besser, wurde ruhiger und begann, uns wegen psychologischer Hilfe anzusprechen, um ihre traumatischen Ereignisse zu überstehen und wieder ein qualitativ hochwertigeres Leben führen zu können, soweit es die jetzigen Kriegsbedingungen zulassen.

Betreuung von Kriegs-Waisen, Vermittlung in neue Familien

Es wurden auch 3 Brüder in Rukavitschka aufgenommen, deren Eltern in der Stadt Bakhmut umgekommen waren. Die Jungs waren dort zunächst in der Obhut des alten Großvaters geblieben. Dieser weigerte sich dann jedoch, aus Bakhmut zu fliehen, schickte aber die Kinder weg von den Feindseligkeiten.

Die Hilfe für die Jungs in Rukavitschka dauerte fast ein Jahr. Für die Jüngeren fanden wir eine Pflegefamilie, und wir halfen dem Älteren, eine Arbeit zu finden. Wir konnten ihn auch in einer Unterkunft für Vertriebene in der Stadt unterbringen, damit er leichter zur Arbeit kommen konnte.

(Anmerkung von Julenka: Die Unterkunft für den ältesten Bruder ist ein Haus aus dem Handicap-Projekt, welches wir 2022 initiiert und finanziert hatten und das anschließend von Wostok SOS weitergeführt wurde.)

Fluchthilfe für Obdachlose nach Staudamm-Bruch

Eine Mutter und ihr Kind verließen die Region Cherson, nachdem der Staudamm gesprengt worden war.

Ihr Haus und ihr Hab und Gut wurden zerstört und überflutet, der Vater war im Krieg.

Die Familie lebte drei Monate lang mit voller Unterstützung in Rukavitschka und wurde dann mit unserer Hilfe nach Polen evakuiert.

teilweise übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

Welche Folgen hat der Staudamm-Bruch?

Mehrere Spender haben sich besorgt nach Auswirkungen des Dammbruchs in Dnipro erkundigt. Rein geographisch liegt der in Kachowka zerstörte Staudamm ca. 200 km Luftlinie entfernt flussabwärts von Dnipro. Vika schrieb, dass sie „technisch noch nichts zu spüren bekommen haben. Aber dort gab es die größten Gemüse- und Weizenfelder – und jetzt ist alles tot. Es wird wahrscheinlich schwierig sein, im Winter Lebensmittel zu kaufen, und nicht nur für uns.“

Wenn diese Produkte doch „nur“ (wie schon die ganze letzte Zeit) noch weiter teurer werden, aber doch hoffentlich kaufbar bleiben.. Eine weitere Herausforderung für unsere Unterstützung..