Gschichten aus „Pink Panama“

Für das „Pink Panama“-Projekt (Unterricht und aktive Beschäftigung mit Kindern) wurde 2024 mit dem United Nations Population Fund (UNFPA) ein neuer Sponsor gefunden. Wie gut, dass das Projekt mit unserer Hilfe ein paar Monate zwischenfinanziert und die pädagogischen Kräfte gehalten werden konnten! Das Projekt läuft sehr erfolgreich, wie einige der Geschichten zeigen.

Mishas Geschichte bei „Pink Panama“

Der kleine Mischa kam mit seiner Familie aus Kramatorskn nach Dnipro. Er mussten seine Heimatstadt wegen des Krieges und der ständigen Explosionen verlassen. Der Junge hatte große Angst vor dem Krieg, den Sirenen und Explosionen. In der neuen Stadt und in der neuen Umgebung fühlte er sich verwirrt und ängstlich. In den ersten Tagen im „Pink Panama“ versuchte er ständig, Aufmerksamkeit zu erregen, provozierte andere Kinder zu Konflikten und hörte nicht auf die Sozialpädagogen.

Aber das Team von „Pink Panama“ wusste, wie man kleinen Kindern ein Gefühl der Sicherheit vermittelt. In den ersten Wochen erklärten sie Mischa und den anderen Kindern geduldig die Regeln: gegenseitiger Respekt und ruhige Kommunikation. Im Unterricht für emotionale Entwicklung lernten die Kinder ihre Gefühle zu verstehen und über sie zu sprechen.

Zwei Monate sind vorbei. Misha ist ein völlig anderer Junge geworden. Er hat begonnen Erwachsene zu respektieren und auf ihre Worte zu reagieren. Jetzt weiß er, dass es Regeln gibt, an die er sich halten muss, und das macht ihn ruhiger und selbstbewusster. Mischa neigt weniger dazu, andere zu provozieren, und teilt stattdessen bereitwillig seine Spielsachen und Leckereien.

Misha ist jetzt viel ruhiger, weniger ängstlich, und seine Aggression hat deutlich abgenommen. „Pink Panama“ hat ihm geholfen, neue Freunde zu finden, sich sicher zu fühlen und zu verstehen, dass er auch in der neuen Umgebung nicht allein ist, und zu lernen, wie man gesunde Beziehungen zu Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und unterschiedlichen Erfahrungen aufbaut. Dieser Ort ist für Misha zu einem kleinen Zuhause geworden, in dem er geschätzt und respektiert wird.

Die Geschichte vom kleinen Artem

Artem ist jetzt fünf Jahre alt. Er wurde früher als andere Kinder geboren, so klein, dass er in die Handfläche seines Vaters passte. Die Ärzte nannten ihn einen „Kämpfer“, weil er sehr stark und mutig war.

Artem wollte unbedingt mit anderen Kindern spielen, aber er fühlte sich oft einsam. Seine Beine konnten ihn nicht so gut halten, wie die anderen Kinder und deshalb wussten manche Kinder und Erwachsene nicht, wie sie mit ihm kommunizieren sollten. Das ärgerte Artem, und er wurde oft wütend darüber.

Die ersten Tage in „Pink Panama“ waren auch nicht einfach. Artem versuchte auf die einzige Art, die er kannte, Aufmerksamkeit zu bekommen – durch Provokationen und Konflikte. Plötzlich schrie er ein anderes Kind an oder schubste es. Das war seine Art zu sagen: „Beachte mich“ oder „Ich will auch mit dir spielen“.

Aber die Lehrer von „Pink Panama“ sind wunderbar. Sie haben Artem geholfen, seine Gefühle zu verstehen. Sie haben sich interessante Spiele ausgedacht, bei denen alle Kinder lernten, sich gegenseitig zu verstehen.

„Die Lehrer behandeln Artem als Individuum“, sagt seine Mutter. – Sie haben keinen Sonderfall aus ihm gemacht, aber sie haben auch seine Bedürfnisse nicht ignoriert. Sie sahen ihn einfach als ein Kind, das wie jeder andere auch Freunde finden und spielen will.

Allmählich begann sich die Situation zu ändern. Andere Kinder, die dem Beispiel der Lehrer folgten, begannen, Artem zu akzeptieren. Sie merkten, dass er ein interessanter Begleiter und Freund sein konnte.

Die größte Überraschung für seine Mutter waren die Veränderungen zu Hause. Eines Abends sagte Artem zu mir: „Mama, ich bin gerade sehr wütend“. Ich war erstaunt, wie er seine Gefühle analysierte, beschrieb und akzeptierte!

Heute besucht Artem weiterhin „Pink Panama“. Er entwickelt sich weiterhin auf seine eigene Art und Weise und braucht manchmal Unterstützung bei bestimmten Bewegungen, aber das hält ihn nicht davon ab, mit anderen zu interagieren und Freundschaften zu schließen. Er hat gelernt, um Hilfe zu bitten, wenn er sie braucht, und sie anderen anzubieten, wenn er sich selbst helfen kann.

Artems Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie die richtige Herangehensweise, Geduld und Akzeptanz einem Kind helfen können, sein Potenzial trotz aller Herausforderungen auszuschöpfen. Jedes Kind verdient einen Ort, an dem es so verstanden und akzeptiert wird, wie es ist.

Daschas Geschichte bei „Pink Panama“

Dascha begann im Herbst 2022, als sie 5,5 Jahre alt war, „Pink Panama“ zu besuchen. Ihre Kindheit war nicht einfach: erst die Quarantäne, dann der Krieg. Durch den langen Aufenthalt zu Hause fehlte dem Mädchen die Kommunikation mit Gleichaltrigen und die gewöhnliche kindliche Entwicklung. Dasha demonstrierte Schwierigkeiten in der Kommunikation, was eine natürliche Reaktion auf Stress und mangelnde Sozialisierung ist.

Als Dasha das erste Mal zu „Pink Panama“ kam, hatte sie Schwierigkeiten, sich anzupassen. Sie akzeptierte die Autorität der Erzieher nicht, konnte sich mit anderen Kindern streiten und brach oft die Regeln. Die Erzieherinnen des Zentrums schlugen sogar vor, dass ihre Mutter Tanya eine Auszeit nehmen sollte, damit Dascha sich ausruhen und ihre Einstellung zur neuen Umgebung überdenken konnte. Nach ein paar Wochen kehrte Dascha in das Zentrum zurück – das war der Beginn ihrer positiven Veränderung.

Im Laufe des nächsten Jahres machte Dascha enorme Fortschritte. Dank des sozialen und emotionalen Trainings, der Spielstunden und der ständigen Unterstützung durch ihre Lehrer lernte Dascha ihre Wünsche auf ruhige und klare Weise zu äußern, anstatt zu schreien oder einen Wutanfall zu bekommen. Ein wichtiger Schritt war, dass sie lernte, mit Bedürfnissen von anderen Kindern umzugehen und sie als Freunde und Spielkameraden zu betrachten.

Ihre Mutter Tanya stellt fest, dass das Mädchen dank „Pink Panama“ auch gelernt hat, wie wichtig persönliche Grenzen sind.

Im September 2024 wurde Dascha in die erste Klasse eingeschult. Ihre Lehrerinnen und Lehrer stellten fest, dass sie gut auf das Schulleben vorbereitet war und das Gefühl hatte, dass sie Erfahrung mit der Arbeit in einem Team hatte. Dies bestätigt, dass „Pink Panama“ ihr nicht nur grundlegende Sozialisationsfähigkeiten vermittelt hat, sondern auch Werte, die sie ein Leben lang begleiten werden.

Auch Mutter Tanya nimmt aktiv am Leben von „Pink Panama“ teil. Sie leitet Bastel- und Strickworkshops für die Kinder und hilft ihnen, Feinmotorik und Ausdauer zu entwickeln.

Dascha und ihre Mutter sind ein wichtiger Teil von „Pink Panama“ geworden. Sie beweisen, dass Unterstützung, Geduld und der richtige Ansatz selbst die schwierigsten Situationen verändern können und den Kindern helfen, glücklich, aufgeschlossen und selbstbewusst aufzuwachsen.

Die NGO „Martin-Klub“ ist 25 Jahre alt!

Wir gratulieren unserem Partner zu seinem 25-jährigen Bestehen. Obwohl das ein ganz solides Alter für einen Verein ist, gab es keine Feierlichkeiten. Momentan gibt es zu viele Herausforderungen und Leiden in der Ukraine und das bedeutet, dass der Martin-Klub handeln muss.

Seit einem Vierteljahrhundert hilft der Verein Kindern und Frauen, schwierige Lebensumstände zu überwinden. Der Krieg hat neue Herausforderungen mit sich gebracht, und so unterstützt der Martin-Klub seit 2014 auch die Opfer der Kriege.

Das Ziel ist, den Menschen Möglichkeiten zu geben, besser (oder überhaupt wieder) zu leben, widerstandsfähig zu werden, ihre Rechte zu schützen und selbstbewusst in die Zukunft blicken zu können. Haupt-Schwerpunkt sind Projekte für Kinder.

Hier einige interessante Fakten über Martin-Klub, die einen besseren Überblick über das „Geburtstagskind“ geben:

  • Alter: 25 Jahre
  • Geburtsort: Makejevka, Ostukraine
  • Wohnort:  Dnipro, Ostukraine – seit 2014
  • Leiterin – Viktoriya Fedotova
  • Teammitglieder: Koordiniert vom Martinklub arbeiten 180+ Personen, die in mehreren Städten der Ukraine tätig sind: in Dnipro, Kryvyj Rih, Pavlograd, Kamjanske ..
  • Durchgeführte Projekte: mehr als 60
  • In Projekten Unterstützte: mehr als 20 000
  • Menschen, die seit 10 Jahren aus Kriegsgebieten evakuiert wurden: 16 800

Obwohl heute ganz viel Arbeit in Richtung Kriegsfolgenüberwindung durchgeführt wird, bleiben wie alle Jahre zuvor Kinder und Familien im Mittelpunkt. Julenka e.V. ist stolz, Martin-Klub auf diesem Weg zu unterstützen und wünscht dem Team viel Kraft und Inspiration, um weiter genauso hilfreich, menschlich und munter zu bleiben.

Krieg in Zahlen – in Dnipro – von Menschen vor Ort

Gestern schrieb ich den vorigen Artikel, nutzte Zahlen über Raketen-Alarme vom Telefonat Ende April, fragte Vika nach aktuellen im Bereich von Dnipro.

Und hier sind sie, die Zahlen vom Mai – völlig unerwartet: Der Krieg aus statistischer Sicht betrachtet, von ungedachten Seiten… Die moderne Medientechnik hat alles griffbereit auf dem Handy – und die Menschen vor Ort erleben ihn -> täglich, zu allen Tageszeiten, wie auch immer der Mond scheint… 227x im Mai -> Alarm

„Unsere Mission geht weiter!“ – trotz härterer Kriegsbedingungen

Alarm-Statistik Apri
Im sicherem Keller

Unsere letzte planmäßige Videokonferenz mit Vika musste ausfallen, da eine Militärdrohne direkt bis zum Haus eines Helfers des MK geflogen war und dort auf der Schwelle der Haustür liegenblieb – Gott sei Dank, ein Blindgänger.. Alle waren in heller Aufregung, bis die Evakuierungen abgeschlossen waren und die Drohne an eine sichere Stelle verbracht und entschärft werden konnte.

Die Bedingungen in Dnipro werden immer schwieriger: Im April gab´s in Dnipro 177 Raketenalarme. jeden Tag mindestens einen, insgesamt 30 Einschläge. Der Beschuss nimmt zu, und die Menschen müssen sich mit der Ausweitung des Krieges an eine neure Realität gewöhnen. Seit über einer Woche gibt`s abends und nachts keinen Strom. (Glücklich, wer sich eine Solaranlage mit ausreichendem Akku bauen konnte..)

Und dennoch konnten uns die Martin-Klubler über neue Erfolge in ihrer Arbeit schreiben:

Der MK schult neue Sozialarbeiter

Sie haben 3 neue Räumlichkeiten zur Arbeit mit Kindern gefunden – sicher, in Bunkern.

Und für das Pink-Panama-Projekt für Unterricht und aktive Beschäftigung mit Kindern wurde endlich ein neuer Sponsor gefunden, sogar für ein ganzes Jahr! (Wie gut, dass das Projekt mit unserer Hilfe ein paar Monate zwischenfinanziert und die pädagogischen Kräfte gehalten werden konnten!!) ,

Da Pink Panama an eine andere Stelle zieht, erhöht sich unter Einrechnung der 3 neuen Bunker-Räume und von Rukavitschka die Anzahl der Orte für Kinder auf 8!! -> Unsere Mission geht weiter!“ schreibt Vika.

Das von der UNFPA finanzierte Projekt zur Arbeit mit Teenagern und Jugendlichen läuft sehr erfolgreich. Es konnten 10 junge Aktivisten gewonnen werden, welche durch MK-Mitarbeiter darauf vorbereitet werden, ihrerseits weitere junge Menschen zu gewinnen und für Hilfeleistungen in ihren Dörfern auszubilden.

Die seit über 20 Jahren für den Martin-Klub arbeitenden Sveta und Olga fahren jetzt zusätzlich in Nachbarorte von Dnipro, um dort kinderreiche Familien aufzusuchen. Sie haben dringend benötigte Lebensmittel dabei und beraten an Ort und Stelle, wie medizinische und juristische Probleme dieser Familien gelöst werden können. (Ihr Auto trägt unter dem Martin-Klub-Logo die Aufschrift „HILFE – Wärme und Fürsorge für Kinder in Not“.)